DEB, 1990 Australien, by Dagmar Perinelli

Schriftwechsel mit Lörrachs Oberbürgermeisterin Gudrun Heute-Bluhm

Wegen behaupteter Vorteilsnahme bei der Vergabe der oberbürgermeisterlichen Wohnung

a. Brief von DEB
b. Antwort von OB Heute-Bluhm
c. Rückantwort von DEB
d. Antwort von OB Heute-Bluhm

weiter …

a) Brief von Dieter Emil Baumert, Lörrach, Tumringer Strasse 219

2001-10-21

Sehr geehrte
Frau Oberbürgermeisterin
Gudrun Heute-Bluhm!

Da Sie sich anschicken mit Ihrem Schiff in einen anderen Hafen zu segeln und auch ich dieses Jahr meine Zelte in Lörrach abbrechen werde, erlaube ich mir Ihnen eine Frage zu stellen, mehr als Citoyen, als ihr Wähler.

Ich habe all die Jahre ein großes Unbehagen verspürt, wie sie und der Lörracher Gemeinderat die Frage ihres Domizils gehandhabt haben.

Selbstverständlich kann eine Gesellschaft sich darauf verständigen, dass dem bzw. der Regierenden ein eigenes Heim zur Verfügung gestellt wird. Dem Bundespräsidenten das Schloss, dem Bundeskanzler ….etc. etc. Und auch eine Gemeinde kann solche Form von Repräsentation einführen, wenngleich mir das Gleich zu Gleich auf dem freien Wohnungsmarkt lieber ist, als dieses feudale Kleid. Was ich mir aber wünsche, das ist eine offene Diskussion über so eine Frage – eine Diskussion aller BürgerInnen, nicht hinter verschlossenen Türen. Zu leicht weht durch die Flure der Ämter der Geruch der Vorteilsname, wo wir doch das selbstsichere, stolze Ja – so wollen wir es bräuchten.

Mit freundlichem Gruß

Dieter Emil Baumert

b) Antwort von Oberbürgermeister Gudrun Heute-Bluhm

Stadt Lörrach
Die Oberbürgermeisterin

30. Oktober 2001

Ihr Schreiben vom 21. Oktober 2001

Sehr geehrter Herr Baumert,

soll ich Ihnen danken, dem kritischen Citoyen, oder soll ich mich ärgern für die ewigen Unterstellungen, die einen Kommunalpolitiker ebenso wie Minister auf höchster Ebene umgeben? Meiner grundsätzlich eher optimistischen Einstellung entsprechend habe ich mich zur Geduld durchgerungen, in diesem Fall zur gewünschten Aufklärung:

Das feudale Kleid, von dem Sie sprechen, unsere Wohnung nämlich, hat mir die Stadt keineswegs als Dienstwohnung oder sonst zu repräsentativen Zwecken zur Verfügung gestellt. Die Wohnung im Parterre des Hauses Rosenfelsweg 25 – oben wohnen seit vielen Jahren zwei weitere Familien – stand vielmehr kurz vor meiner Wahl mehrere Monate leer, weil für den von der Städtischen Wohnbau als Vermieterin festgesetzten Mietpreis keiner diese Wohnung mieten wollte.

Die einschliesslich Balkon 180 qm grosse Wohnung wurde dann für DM 2500 zzgl. Nebenkosten von mittlerweile ca. DM 450 monatlich an ein privates Ehepaar vermietet. Als dieses ausziehen wollte, ist man an mich herangetreten, ob ich Interesse hätte. Da uns die Wohnung gefiel, haben wir zugegriffen und ich habe den Ältestenrat darüber informiert, der mich einstimmig aufforderte, den Mietvertrag zu unterschreiben. Wir haben auf eigene Kosten die Bäder vollständig und aufwendig renoviert und darüber hinaus einen Anteil an den übrigen Reparaturen getragen als Aufpreis für eine verbesserte Ausstattung, die als Werterhöhung der Wohnung verbleibt. Ich bin überzeugt, dass ein „normaler“ Mieter diese Kosten nicht getragen hätte oder allenfalls gegen entsprechende Mietpreissenkung.

Es kommt hinzu, dass die Wohnung über keine Garage verfügt und wir auch diese zusätzlich bei der Stadt anmieten mussten. In zumutbarer Entfernung in der Nachbarschaft gab es keine Garage zu mieten. Ferner halte ich zusammen mit den anderen Mietern den Garten leidlich in Ordnung, obwohl dies nach dem Mietvertrag Sache der Wohnbau wäre. Im städtischen Park habe ich auf eigene Kosten und eigenhändig Hortensien gepflanzt, um den unmittelbar angrenzenden Streifen des Rosenfelspark einigermassen ansehnlich zu gestalten. All diese Zusatzleistungen habe ich ohne weiteres Aufheben übernommen, um mir keine Mitnahmementalität nachsagen zu lassen.

Kurzum: die Stadt hat durch mich einen geduldigen und zahlungswilligen Mieter gefunden, der weit mehr eigene Kosten übernimmt als jeder andere.

Verstehen Sie mich nicht falsch: ich liebe diese Wohnung. Wir fühlen uns dort wohl und lassen uns auch nicht durch üble Nachrede vergraulen. Wenn überhaupt etwas ungewöhnlich ist an dieser Konstellation, dann dass ich der Stadt hier mehr als üblich entgegengekommen bin.

Ich bitte Sie als Bürger, diese Klarstellung nun ebenso zu verbreiten wie dies offensichtlich mit bisherigen Unterstellungen ohne meine Kenntnis erfolgt ist – von wem auch immer. Gleichzeitig danke ich Ihnen für Ihre Offenheit. Denn es ist immer besser zu wissen, was hinter dem Rücken geredet wird.

Mit freundlichen Grüssen

Heute-Bluhm

c) Rückantwort von Dieter Emil Baumert

Dieter Emil Baumert
2001-11-02

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin
Gudrun Heute-Bluhm!

Vielen Dank für Ihren Brief vom 30. Oktober 2001.

Ich danke Ihnen für Ihre Geduld und Ihre ausführlichen Informationen.

Vielen Dank. Ich bin damit zufrieden. Es ist ok. Sorry, dass ich nicht früher nachgefragt habe, es hätte mich vor unangenehmen Gedanken befreit.

Nun bin ich beruhigt, die richtige Frau zur Oberbürgermeisterin gewählt zu haben.

Ich wünsche Ihnen weiterhin gute Zeit in Ihrer Wohnung, in Lörrach und – sollte der Freiburger Souverän es so bestimmen – auch eine erfolgreiche, glückliche Zeit in Freiburg.

Vielen Dank für Ihr segenreiches Wirken in Lörrach.

Alles Gute

Ihr
Dieter Emil Baumert

PS.
Anbei etwas Süsses, das auch dieses Mal nicht aus Lörrach kommt (smile)

(redaktionelle Anmerkung:
Es handelte sich um eine Tafel
Valrhona, Le Lacte, 40% Cacao
Hhoccolat-Au Lait
Milk Chocolate
Vollmilchschokolade
Chocolate Con Leche
100 G NET WT 3,5 OZ)

d) Die Oberbürgermeisterin der Stadt Lörrach

Vielen Dank,

Herr Baumert,

für Rückmeldung und Nervennahrung

Valrhona ist wunderbar und beides zusammen hat gut getan.

Ihre
G. Heute Bluhm