Letzte Tage in Havanna
Cubanisches Tagebuch
Dieter Emil Baumert
1. Maisenhardt-Joggele
Deutsche Erstausgabe
© für diese Ausgabe Verlag Dieter Baumert
Buckweg 4, 79540 Lörrach, Deutschland
Casella Postale 106, 74024 Manduria TA, Italia
240 West/10th Street, New York, N.Y. 10014 USA
Einbandgestaltung Dieter Baumert unter Verwendung eines Bildes von Bruni Regenbogen.
Gesetzt aus Garamond
Herstellung: Libri Books on Demand
Printed in Germany. Alle Rechte vorbehalten:
ISBN 3-936080-00-3
"Letzte Tage in Havanna
Cubanisches Tagebuch"
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Reise in das Cuba des Fidel Castro Ruz Anfang der 90er Jahre des 20. christlichen Jahrhunderts Der Autor und seine Frau Judith verbringen zwei intensive Wochen in der kubanischen Hauptstadt Havanna, tauchen ein in die Sehnsüchte eines Kontinents, nehmen die Schönheiten dieses Weltkulturerbes der Menschheit ebenso wahr, wie die sich zuspitzenden Widersprüche eines autoritären Staatssystems, dessen Reform dringend erwartet wird, damit der südamerikanische Kontinent außer autoritären und neoliberalen Gesellschaftsmodellen auch eine soziale und freiheitliche Perspektive erhält.
Ein Buch, so erfrischend wie ein Cuba Libre, so geschmackvoll wie eine gute Zigarre, so lustvoll wie die schönen Frauen Cubas und so abgeklärt wie die alten Herren des Buena Vista Social Clubs.
Nachwort zur deutschen Erstausgabe 2002 von Dr. Konrad Kärn
Genussfähiger Eindrucksmensch auf kritischer Entdeckungsfahrt (zu sich selbst?):
D. E. Baumerts „Letzte Tage in Havanna“
„DB“ hat es, wohl nicht erst seit seiner „Eberle“-Affäre, gelernt, auch in Andeutungen zu sprechen – oder ist es die zweite analytisch-linke Zwiebelschalenhaut, die sich immer dann zeigt, wenn die sinnlichen Eindrücke, gerade kräftig farbig aufgetragen, zu schwelgerisch wirken und deshalb desillusioniert werden müssen.
Baumert ist nicht zum erstenmal seinen Illusionen nachgereist und hat sie, ein selbstquälerisches Unterfangen, natürlich nicht gefunden. Was ist am Post-Stalinismo des "Maximo Lidér Fidél", heute ein alter Mann, noch ’sozialistisch‘? Schon 1968 lagen die "Granma" – Exemplare der kubanischen Parteizeitung stapelweise im Büro des SDS im Freiburger ‚Europäischen Hof‘. Dort steht heute eine (Geld-) Bank. Niemand konnte und wollte sie lesen, obwohl sie noch einen Hauch von Abenteuer in ihrem fetten Druckerschwärzegeschmack mittransportierten. Inti Perredo, der ‚Kampfgefährte‘ Chés, war gerade ‚gefallen‘, Daniel, sichtlich ein kubanischer Agent, weinte deswegen auf der SDS-MV. Und Tanja, Chés deutsche Gefährtin, spukte durch die Zeilen.
Heute beklagt Baumert, dass er als Eintritt in Chés Mausoleum mit Dollars bezahlen müsse. Alléida Guévara sammelt mit größtmöglicher Distanz und Nähe zum Vater in Freiburg Scherflein für soziale Projekte. Und dennoch schwingt bei aller Enttäuschung ein Schuss Romantik mit: "Ché hatte weibliche Züge, Züge des weiblichen Denkens, doch er ist erstarrt. Zum Zimmerschmuck – zur Fratze.“ – zur Zigarettenreklame. Die Pax Americana, in der ja alles, vom Songschrott ihrer Unterschichten, den sie uns tagtäglich aufdrückt, bis hin zu den bislang uneingelöst gebliebenen Verheißungen eines besseren Gesellschaftsmodells, gültiger denn je zu sein scheint, hat den Filibuster, dem sie in Bolivien die toten Hände abhacken ließ, auf vielfache Weise als billige Werbe-Ikone einvernahmt, sein eigentlicher Tod.
So gilt Baumerts Sympathie noch immer dem einfachen Volk, welches auf schlichte und trickreiche Weise aus den Seifen-Ansteh-Schlangen heraus Geschäfte zu machen sucht und um ein bisschen Sympathie wirbt, was sich aber auch ändert: „Eine Schokolade noch, dann war es genug der Dankbarkeit und Freundlichkeit. In ein paar Jahren würde er das nicht mehr machen können, dann würde er zu den Abzockern gehören, den Touristenneppern, unangenehme Blutegel einer besonderen Spezies Mensch: Homo Touristicus."
Was dann wohl aus José geworden sein mag, der besang, wie das Volk die Zeit nach den "Ravos de nuve" zählt, den jährlich wiederkehrenden schweren Zyklonen, nicht nach der Herrschaftszeit der großen und kleinen Diktatoren. Der morbide Charme des ‚Danach-Stalinismo‘ wird ihn zudecken, und ihm wie Baumert bleibt nur der sanfte Nachklang vom Geschmack einer Caipirinha, nicht eines
„Cuba libre". Cola und Rum sind eine amerikanische Erfindung. Gute Zigarren, von denen Baumert gerade noch eine in seinem italienischen Häuschen raucht, werden freilich noch handgemacht, von Zigarrendreherinnen wie meiner Mutter Frieda aus der ehemaligen Zigarrenfabrik in Umkirch.
Dort, im Gekräusel des feinen Deckblatts, setzt Baumert seine nicht enden wollende Reise fort. Er ist unterwegs zu sich selbst, weg vom demonstrativen „Außen“, es wird noch eine Weile dauern, bis er bei sich ankommt, aber er ist sich mit seinem Buch näher, als er weiß.