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DEB, 1990 Australien, by Dagmar Perinelli

„In diesen Tagen wirft man eine Münze, um zu wissen, ob auf der Balkanhalbinsel ein Krieg ausbricht oder nicht. Im Sommer ist diese Küstenregion ein beliebtes Urlaubsziel, und die Reiseveranstalter sind beunruhigt.

Von den Regierenden jeder Couleur dagegen wird der Krieg begrüsst, während die Öffentlichkeit völlig teilnahmslos bleibt, denn der Krieg wird nicht gefährlich. Man wird mit einem Kräfteverhältnis von zwanzig zu eins kämpfen und von einem humanitären Krieg sprechen, denn Opfer wird es nur auf einer Seite geben. Abgesehen von den „heiligen“ Kriegen ist dies die phantasievollste Bezeichnung, die man für einen bewaffneten Konflikt je hat finden können.

Es ist nicht schön, unter einem Mispelbaum zu sitzen und ein Tage- oder Monatsbuch zu führen, wenn der Karneval aus den Fugen gerät.“

Luigi Pintor – Der Mispelbaum. Wagenbach Verlag Berlin 2002

Grüne und Kosovokrieg – eine Auseinandersetzung

Stadt Lörrach
Die Oberbürgermeisterin

18. Dezember 1999

Sehr geehrter Herr Baumert,

vielen Dank für Ihren Brief vom 08.Oktober 1999.

Ich bin wie Sie der Ansicht, dass – nicht nur in Lörrach .- die öffentlichen Verwaltungen in den letzten Jahren große Änderungen durchgemacht haben. Diese Änderungen sind Spiegelbild der Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Der Umgestaltungsprozess ist aber beileibe noch nicht abgeschlossen.

Die Präsentation der Stadtverwaltung im Internet spiegelt die Öffnung zum Bürger und das Bemühen um Transparenz wieder.

Wir sind aber bei der Ausnutzung des Mediums Internet erst am Anfang. Es gibt bei uns erste Überlegungen, das Internet auch für die Arbeit mit dem Gemeinderat zu nutzen. Über diese Dinge wollen wir im nächsten Jahr mit dem neu gewählten Gemeinderat sprechen. Dabei wurde auch angedacht, die Einladungen, Vorlagen und Protokolle usw. interessierten Bürgerinnen und Bürgern über das Internet zur Verfügung zu stellen.

Ich habe mich über Ihren Brief gefreut, auch weil er zeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger sich kritisch mit unseren Internetseiten auseinander setzen. Über Ihre weitere kritische Begleitung würde ich mich freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Heute-Bluhm

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Die Sinne verfeinern – den Geist schärfen – das Herz öffnen: Wir empfehlen Kultur

Von
Dieter Emil Baumert & Markus Manfred Jung

D Zitte ändre sich, des hät vor viile Johre de
Bob Dylan gsunge. Un er hät sellermols siinre
Generation dämit gsait: Fründ, ihr müen euch nit
am Alte feschthebe, nit joomere,
d Welt täti sich schneller ändere, as euer
Hirini des begriffe cha. Er hät mit siine wunderschöne
Lieder de Mensche ghulfe, ass si ihri fümf Sinn all fiiner
iigschtellt hän. Grad so wie des de Mozart mit siinre Musik
gschafft hät un de Hebel mit siine Gedicht. S Alti nit
vergesse, nei, au nit de Schwamm drüber, aber eineweg offe sii
für s Neui, d Welt au emool mit de Auge vom Noochber aluege. Villicht emool mit den Auge vom ene Muselma us Bosnie oder vo Algerie unte, oder viillicht au emoool mit de Auge vom ene Chind us em Sudan.

Für des hät is d Kultur schon e Stuck wiiterbrocht: d Läsige, d Konzert, d Usschtellige, – die in de Villa Aichele grad eso wie die im Museum am Burghof oder in de Stadtbibliothek. Un, zum Glück, ghört do sit eme Rüngli au de cheibeschön schrägi Burghof vo de Basler Architekti Katharina Streib däzue. Wäre die Dame un Herre vo de Verwaltig un vom Gmeiroot e wenig öfter in des neui Kulturzentrum gange, wo de Helmut Bürgel un siini Lüt son e tolli Arbet leischte, no hette sie ämend glehrt, wie mer mit Konflikt richtig cha umgoh, un s hetti nit am Schluss e Trennig im Striit gä. Do isch, denk wohl, nnon e richtigi Versöhnig fällig.

Mit GRUENE unterstütze die Entwicklig zuen re Kulturschtadt Lörrach, wei nummen e Stadt, wo sich guet wiiterentwickelt, e Chance hät, in de Zuekumft z beschtoh. Un weil s für e neuis Johrtuusig Mensche bruucht, wo des, was die Zit forderet, mit offenem Herze un wachem Verschtandt gschtalte wön und chönne. Dodewäge mache mir nit mit, wenn s durm goht, de Kulturinitiative in de Region d Gelder wegzneh. Un mir meine au, ass in de Welt von morn unsi gueti Stube meh si muesz as nummen e groszis Vereinsheim für uns. Si muesz e Märtplatz sii. D Afrikaner würde villicht sage: e Platz für s Pallaver, wo mer Bekannti trifft und gliichzittig im Unbekannte begegne cha, – mänkmool Mensche, mänkmool aber auch Schatte us de Vergangenheit oder de dunkle Stelle im eigene Ich, – wie am Morgeschtraich.

August 1999
(geändert veröffentlicht in Grüne Wahlzeitung Lörrach 1999)

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Stadt Lörrach bietet Asyl für bedrohte Literaten

Die Lörracher Grünen fordern: Die Stadt Lörrach tritt im Städteverbund mit Weil, Basel und Mulhouse in das Weltnetzwerg Refuges ein. Sie erklärt sich, wie zum Beispiel die Buchmessestadt Frankfurt, bereit, einen in seinem Heimatland verfolgten Literaten mindestens ein Jahr in seinen Mauern aufzunehmen, ihm Asyl zu gewähren und ihn mit den materiellen Mitteln auszustatten, die er für sein Leben als Schriftsteller benötigt. Diese Zeit kann er als Lörracher Stadtschreiber tätig sein.

Die Stadtverwaltung wird die dafür notwendigen Verhandlungen. mit den benachbarten Städten führen.

Damit setzt die Region Dreyeckland ein weiteres Zeichen für Weltoffenheit, Humanität und Solidarität im Herzen Europas.

Dieter Emil Baumert

(veröffentlich in Grüne Zeitung Lörrach 1999)

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Lörracher Geschichtsschreibung: Sich der faschistischen Vergangenheit bewusst werden.

Unsere Demokratie ist 50 Jahre alt geworden. An der Schwelle zum nächsten Jahrtausend sind fas 55 Jahre vergangen, seitdem die Alliierten uns und die Welt von der Barbarei der Nazi-Diktatur befreiten. Aus vergangenen Feindschaften sind Freundschaften geworden, Deutschland lebt heute partnerschaftlich mit den andren Völkern Europas zusammen. Mit Kraft und Selbstvertrauen können wir uns den Problemen des nächsten Jahrtausends zuwenden.

Neue Generationen sind im demokratischen Geist herangewachsen. Doch die Sünden der Väter wirken bis in die dritte Generation und es ist unsere Aufgabe uns auch den unbewussten, verdrängten Seiten unserer deutschen Geschichte zu stellen.

Bevor die Generationen gestorben sind, die noch Zeugnis ablegen kann über die faschistische Barbarei, muss ein großes Erinnerungsprojekt alle Menschen des Dreyecklands verbinden.

Die Stadt hat dieses Anliegen großzügig zu unterstützten, die Archive müssen geöffnet werden und der Erinnerungsschatz unserer Mitbürger muss aufbewahrt werden, bevor er unwiederbringlich verloren sein wird.

Dieter Emil Baumert

(unveröffentlicher Beitrag für Grüne Zeitung Lörrach 1999)

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Ein Deserteursdenkmal in Lörrach aufstellen

Die Friedensbewegten aller Länder haben von Anbeginn Verfolgten und Gedemütigten Zuflucht gewährt. Wenn die Herrschenden der Länder ihre Konflikte nicht mehr friedlich lösen wollten, sie Jagd auf Minderheiten, Andersgläubige oder Andersdenkende machten, wenn sie zum Krieg aufriefen, gab es immer Menschen, die sagten: NEIN! Menschen, die nicht mit der Soldateska in den Krieg ziehen wollten – wie hehr das Ziel auch benannt wurde. Sie verweigerten sich der allgemeinen Stimmung des Unfriedens und desertierten.

Zur guten grünen Tradition gehört es auch in Deutschland, Deserteuren
Zuflucht zu gewähren. So haben wir es für die amerikanischen GIs getan, die nicht mehr im Vietnamkrieg der USA gegen ein ganzes Volk
mitmachen wollten und so werden wir auch den Deserteuren des Krieges des Milosevic-Regimes Asyl gewähren, weil sie dessen Krieg gegen das
eigene Volk nicht unterstützen wollen.

Zum 50jähren Geburtstag unserer Demokratie schauen wir zurück auf die dunklen Stunden unseres Volkes und wollen mit einem Deserteursdenkmal im Zentrum unserer Stadt an die gute Tradition von Friedenskämpfern erinnern. Im Sinne Johann Peter Hebels wollen wir derjenigen gedenken, die in der Zeit der Nazi-Barbarei lieber den Tod in Kauf nahmen, als sich schuldig zu machen, an Auschwitz, an der Shoa.

Dieter Emil Baumert

Juli 1999

(unveröffentlichter Beitrag für Grüne Zeitung Lörrach)

Seiten: 1 - 2