Roland Josef Strittmatter ist tot

Samstag, 5. Januar 2013 | von

Der Hottinger und Berliner Schriftsteller, Drehbuchautor und Journalist Roland Josef Strittmatter ist tot. Wie das Standesamt Pankow in Berlin bestätigte, ist unser Freund zwischen dem 8. Oktober und dem 11. Oktober 2012 in seiner Wohnung in der Malmöer Strasse 21 verstorben.

Roland Josef Strittmatter

Roland Josef war als Journalist im Hochrheingebiet für verschiedene Zeitungen, hauptsächlich den Südkurier tätig und hat bevorzugt Kulturberichte geschrieben, so zum Beispiel über die Reunion der Säckinger Kultband Out of Focus, der Band um Werner Gabele und Thommy Herberg. 1990 erschien von ihm "Schrei’s noch einmal, Joe", ein Versuch, das bekannte Rockfestival Woodstock 1969 und zwanzig Jahre später die Öffnung der Mauer in Gedanken, Gedichten und Momentaufnahmen aus der Sicht eines Hotzenwalddorfes und einer badischen Kleinstadt zu schildern (nach Angaben seines Verlages).

Als Drehbuchautor hat er Drehbücher für die beliebte Heimatserie "Die Fallers. Eine Schwarzwaldfamilie" für den damaligen Südwestfunk (den heutige SWR) geschrieben. Im Verlag Michaela Naumann erschienen seine mundartlichen Bücher, zuletzt die Neuauflage von "Das Badische Schimpfwörterbuch".

Roland Josef Strittmatter, der am 4. Februar 1955 im Hotzenwaldort Hottigen als Sohn der alteingessenen Strittmatters geboren wurde, war Zeit seines Lebens seiner alten Heimat verbunden. In seiner Berliner Schreibklause sammelte er historische Aufnahmen, Gemälde und Fotos aus der Region rund um seine Lebensorte als Kind, Jugendlicher und junger Mann. Begonnen hatte seine Berufskarriere als Lehrling im angesehenen Säckinger Modegeschäft Enzinger. München, Schopfheim und Mainz waren weitere Orte des umtriebigen Autors. In Berlin fand er dann sein endliches Zuhause. In Berlin brachte er dann seinen Film TRIPTYCHON heraus mit Musik von Out of Focus.

Roland Josef Strittmatter als Kind
Roland Josef Strittmatter als Kind

Die Frühzeit seines politischen Lebens verbrachte er zusammen mit Werner Kiefer und Dieter Baumert bei Arno Beckers Säckinger Jusos. Die politische Aufbruchstimmung der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts mit Willy Brandt fand in ihm einen engagierten Mitkämpfer für soziale Gerechtigkeit. So organisierte er in Hottingen Auftritte des Kabarettisten Dietrich Kittner. Sein Weg führte ihn dann weg von den Sozialdemokraten zu den Kommunisten. Im Kommunistischen Bund fand er zeitweilig eine politische Heimat. Doch Dogmatismus war nicht seine Sache, und so lebte er fortan als unabhängiger Kommunist mit anarchistischer Ader. Seine Hausheiligen Rosa Luxenburg, deren Freiheitsspuren er bis nach Schopfheim und Lörrach verfolgte ("Rosa 1910 in Schopfheim und Wilhelm Liebknecht, Vater von Karl und Mitbegründer der SPD, wurde 1848 in Säckingen verhaftet." RJS), Bert Brecht, der Bildhauer Alfred Hrdlicka und sein Namensvetter, der DDR-Schriftsteller Erwin Strittmatter, dessen Strittmatter-Land er im Frühjahr 2012 ausführlich erkundete, gehörten zu seinem Hausaltar ebenso wie Bob Dylan und Johann Sebastian Bach. Nie liess er es sich nehmen, an Weihnachten und an Ostern seinem Bach und der Mattheuspassion zu lauschen. In einer zunehmend säkularisierten Bundesrepublik blieb er seinem katholischen Glauben treu (sein Lieblingspapst war Johannes XXIII, mit bürgerlichen Namen Giuseppe Roncalli), nicht ohne den Weg der römisch-katholischen Kirche immer wieder zu kritisieren. In der Mythologie der nordamerikanischen Indianer fand er einen weiteren Halt. Geistig rege und als begnadeter Vielschreiber genoss er das neue Internetzeitalter und beschenkte seine Freunde mit der Vielzahl seiner Wort-, Bild- und Tonmeldungen.

Mit seiner Lebensliebe Martina, die er am 19. Juni 1987 im badischen Schopfheim heiratete, hatte er drei Töchter Ann-Christin, Mareike, Johanna, und zuletzt auch einen Enkel Leon Finn, an dem er zusammen mit seinen Hunden Ferdi und Lotta viel Freude hatte.

Danke Roland!

Dieter Emil Baumert 5. Januar 2013
(DEB bereitete derzeit die Sammlung vor:
Roland Josef Strittmatter
Bis denne – Roland
E-Mails an Emil

Roland Josef Strittmatter. Bis denne

Rolands E-Mails an Emil Band I 2005-2007
Maisenhardt Joggele 6

Hier als Amazon-eBook erhältlich

Fotos von Roland Josef Strittmatter

Roland Josef Strittmatter

Strittmatter mit 17
"Roland jung, siebzehn Jahr,
schwarzes Haar, so wie du mich
gekannt hast"

Elternhaus in Hottingen
"Das ist mein Elternhaus in Hottingen. So war das
Haus zu Omas Zeiten, so bis ich 14 war."

Schiffschaukel
"Wer schiffschaukelt, kann
kein Spießer sein. (Bert Brecht)"

mit Clara Zetkin

mit Clara Zetkin
"Zumindest ein schmunzelndener Roland, mit dem letzten Bart,
so 2005 in Birkenwerder im Garten des Clara-Zetkin-Hauses,
das ihr ihr Sohn Alexander Zetkin (wurde Mediziner)
in den 20er Jahren gekooft hat.
Die beiden Skulpturen von Clara gefallen mir sehr."

  

Ein Kommentar


  1. Da kommen alte Erinnerungen hoch von alten zeiten so wie ich Roland gekannt habe und sein Elternhaus wo ich auch bei unserer Oma gewohnt habe
    Ruhe in Frieden Roland
    deine Cousine Heidi