DDR-Reise 1990
Dienstag, 28. Februar 2023 | von Dieter Emil Baumert
Ich habe in den Achtzigern die DDR „kennengelernt“, als ich mit meiner Freundin Dagmar mit dem Auto nach Berlin (West) gefahren bin. Wir mussten die Transitstrecke fahren, waren mal auf einer DDR-„Rastanlage“.
1989/1990 sind wir dann mit unserem Lörracher Freund, ehemaliges Mitglied der Jenaer Friedensgruppe, der von der Bundesregierung unter Außenminister Genscher „freigekauft“ wurde, zwei Wochen durch die DDR gefahren. In Berlin (DDR) bekam ich meinen ersten und einzigen Stempel in meinen BRD-Reisepass bei Übertritt in Berlin von Ost nach West.
In Ostberlin kauften wir im Buchladen billige Bücher (im Buchladen trafen wir einen Lörracher). Ganz Ostberlin stank nach verbrannter Kohle. Bei Freunden von Frieder genossen wir die Größe alter Berliner Gründerzeit-Wohnungen.
Bei seinem Freund aus der DDR auf dem Land übernachteten wir. Er war, wie Andreas Friedrich, damals in der Friedensbewegung der DDR. Jahre später kam raus, dass er für die Stasi seine Friedensfreunde ausspionierte.
In Dresden verzweifelte Frieder an seinem Vater, der nichts von einem Sozialismus mit freundlichem Gesicht hielt, sondern die BRD wollte. Im Tal der Ahnungslosen hatten die realsozialistischen Bürger offensichtlich doch Ahnung, was gut für sie war.
Frieders Oma bat uns, auf ihren Enkel im Westen aufzupassen. In Güstrow waren wir im Atelier von Ernst Barlach – Ernst Barlach Stiftung.
In Ostberlin öffnete uns der Hausmeister die Synagoge, und so war ich (bisher zum einzigen Mal) in einer Synagoge.
Wir waren in einer typischen DDR-Kneipe, die so in etwa dem Kalauer entsprach: „Knödel, habm wer nich, Wurscht habm wer och nich“.
Bei einem Gang durch eine Stadt, deren Namen ich nicht mehr erinnere, kamen wir an einem Fabriktor vorbei. Es war gerade Mittagszeit und viele junge Arbeiterinnen kamen uns lachend entgegen.
So glückliche, selbstbewusste Frauen, Arbeiterinnen hatte ich während meiner Zeit in den Siebziger Jahren als Hilfsarbeiter am Hochrhein nie gesehen.