Was für eine Zeit, also die Hippis noch im Bus nach Afghanistan fahren konnten

Donnerstag, 26. August 2021 | von

Aus aktuellem Anlass hier ein Text von Gerhard Schäuble und einige Randbemerkungen von DEB

Dr. Gerhard Schäuble schrieb mir vor einigen Jahren:
„Von Werner Kiefer habe ich das letzte Mal etwas gehört 1974 auf einer gemeinsamen Reise nach Indien. Er fuhr mit seiner Freundin in einem VW-Bulli und ich mit Christel Michel in einem 2-CV-Kastenwagen. In Herat (Afghanistan) machte unser Auto komische Motorengeräusche, so dass wir es stehenließen und mit Werner und Freundin gen Kabul düsten. Nach wenigen Kilometern schaute ich mal nach hinten und sah, dass Flammen hochschossen.

Der Keilriemen war gerissen und hatte den Schlauch zur Benzinpumpe abgerissen. Vergeblich versuchte ich mit meinem Minifeuerlöscher das ausfließende Benzin vom Brennen abzuhalten. Einige Afghanis warfen Sraßensand in den Motorraum und erstickten damit das Feuer. Der Austausch der kaputten Lichtmaschine dauerte in Herat eine Woche und Werner einige aggressive Ausfälle gegen den Kfz-Mechaniker, dann fuhren Werner und seine Freundin weiter Richtung Indien.

Christel und ich blieben noch 2-3 Wochen in Herat und fuhren dann langsam zurück gen Heimat, bis im Iran die Kurbelwelle brach und für einen etwas längeren Reparaturaufenthalt in Täbris sorgte. War interessant.

Ich glaube, Werner Kiefer hat später in Heidelberg studiert. Unvergesslich ist für mich sein volumiöser Ledermantel mit zahlreichen Innentaschen, die er mit ausgesuchten Leckereien aus dem Laden von Müller-Degler füllte. Hast Du Kontakt zu ihm?“

 

Weil ich diesen Text auf seine Plaxo-Adresskarte einkopiert hatte, ging er bei mir nicht verloren. Ich hatte ja, glaube vor zwei Jahren, einen PC-Totalschaden und verliess mich auf die Zusage des PC-Fachmanns, dass er mir alle Daten, also auch mein umfangreiches e-mail-Verzeichnis von mehreren Jahren sichern würde, also: retten. So gab ich ihm dummerweise die Vollmacht, den PC nach Datenrettung zu vernichten. Bis ich nach einiger Zeit – ich brauchte ja erst einen neuen PC und die Daten des alten mussten dann erst dort wieder aufgespielt werden – merkte, dass die Mails nicht gesichert waren, erlebte ich so etwas wie Feuer in der Amalienbibliothek.

So gingen dann auch die folgenden Dialoge verloren. Gerhard erzählte, wie Gertrud auf die “Gepflogenheiten” der Afghanen keine Rücksicht nahm und so, wie es eine junge westliche Frau Mitte der Siebziger Jahre des letzten christlichen Jahrtausends eben so tat, rumlief, wie sie wahrscheinlich auch in ihrer Studentenstadt in Deutschland machte oder, wie ich das in Erinnerung habe, eben auch in Säckingen tat. Der Weise sagt: Wenn Du in Herat bist tue es wie die Heratis es tun.

Was für eine Zeit, also die Hippis noch im Bus nach Afghanistan fahren konnten, Persien, respektive den Iran durchquerten. It’s gone, all gone.

Mit Werner hatte sie ja eine richtige Kampfbeziehung. Aber das ist eine andere Geschichte.