Einkaufen als Hindernislauf

von Dieter E Baumert 1991

Die Stadt könnte Toowoomba, Connecticut oder Rio Minda heißen: es tut nichts zur Sache, die Kleinstädte auf dieser Erde sind austauschbar, so verschieden und eigenartig sie auch immer sind. Also nicht das australische Farmerland, kein amerikanisches Einkaufswonder und keine sü(n)damerikanische Fata Morgana, sondern eine Stadt im Markgräflerland, im Tale, zwischen Hügeln, an einem Bache.

Wir als Konsumenten, als Bürgerin, als Konsumtrottel also: es geht schon am Morgen los. Wer hat eigentlich schon um 8 Uhr geöffnet, der Bäcker, ja, aber auch der Metzger? Die Post ja, aber auch die Schreibwarenhandlung – natürlich nicht. Also gehe ich nicht vor neun aus dem Haus, wenn ich die Zeit dazu habe. Aber wann hat die Elfriede-Normalo-bürgerin diese am Vormittag: die Arbeit ruft, die Kinder, Mann, Pflicht, Sorgen.

Vielleicht am Mittag? Gut, nehm ich mir Zeit, Kinder zur Großmama, Auto ins Parkhaus, Mann ins Café: also sol. 5 nach zwölf, doch ach ich Unseeliger: Mein anvisiertes Geschäft macht Punkt Zwölf Uhr zu. Also ins nächste, die Perlen klunkern um den Hals, dreißig Minuten später fallen sie mir in Ströme von der Stirn, so entnervend ist das Einkaufen in dieser Stadt. Denn das Fachgeschäft für Bürowaren hat leider schon um 12 Uhr 30 geschlossen, der Elektroladen um die Ecke hat noch länger auf, doch für die fachmännische Beratung reicht das nicht, wie die um 13 Uhr schließen.

So irre ich die Tage durch das Labyrinth der Öffnungszeiten der Geschäfte. Und wehe es ist Samstag, dann schließt die eine schon ganz um 12 Uhr, der andere 12 Uhr 30 und so fort. ( 10 kleine Negerlein, wie hieß das gerade auf dem Index befindliche Lied, einer hatte einen stehen, da nahm er sich ein Mägdelein, da waren´s wieder zehn).

So schließen die Einzelhändler dieser Stadt also nach eigenem Dünkel. Bis um 17 Uhr die letzten verzagen. Der verkaufsoffene Donnerstagabend ist schon abgeschrieben, die Kundin bleibt auf der Strecke. Wie sagte denn dieser Tage Benny, der Teehändler: sie heißten ja nicht umsonst Einzelhändler und nicht Gemeinsamhändler oder so. Statt in ihrem Angebot ihre Vielfalt, ihre Eigenheit zu zeigen, zeigen sie diese an der unnützesten Stelle – an den Ladenöffnungszeiten.

Die Leidtragenden sind zuerst die Kunden. Wenn die Großen das nützen, dann leiden auch die Händler, dann aber nicht mehr einzeln, sondern gemeinsam. Weil ich aber die Vielfalt liebe, die wiederholte Bitte also: Gleicht endlich Eure Öffnungszeiten an, soviel wie möglich, so gut wie möglich.