Reise nach Bad Säckingen
15. August bis 17. August 2011
Fuchshöhle und Babs‘ Laden am Münsterplatz
In der Stadt begegnet er Babs.
„Hallo Babs“, sagt er, und sie begrüßt ihn freundlich.
„Was machst Du denn hier?“
„Ach, wir verkaufen unser Grundstück."
„Wo bist Du denn?"
„In Apulien."
„Wann habe ich Dich zum letzten Mal gesehen?“
„Ach, da hattest Du noch Deinen Hund. Ich habe es nicht bereut, wieder zurückzukommen. Es ist sehr schön hier."
„So, ich muss weiter.“
„Ja, ich schaue noch im Laden vorbei.“
"Tschau."
„Tschüs."
Hutmacherin
Bei der Hutmacherin Degas ersteht er einen Hut, einen Sommerhut.
„Den habe ich aus Florenz mitgebracht. Da fahr ich jeden Sommer hin.“
Sie erzählt davon, dass es keine jungen Leute mehr gibt, die die Feinheiten des Hutmachens erlernen können. Keine, die sich Zeit nehmen, keine, die die schwere Lehrzeit durchhalten.
„Ich komme gleich wieder vorbei. Muss noch Geld im Hotel holen. Legen Sie den Hut bitte für Schaffel zurück.“
Hutmacherin Degas
Als er wiederkommt, verweist sie auf eine Bruchstelle im Hut.
„Das habe ich erst jetzt gesehen, ich habe es repariert mit diesem Hutklebeband."
Die Leute würden halt die Hüte in die Hand nehmen und sie bewegen, auf- und abziehen. Da könne so etwas mal vorkommen.
„Dafür gebe ich Ihnen den Hut für zehn Euro billiger.“
„Ist ok, ja."
„Ihre Großmutter, ja, ich kann mich noch an sie erinnern, das Haus hier um die Ecke, das Schlösschen. Und natürlich auch an Ihre Mutter. So so, Sie brauchen also einen Hut? Na ja, in Italien ist es halt heiß.“
Sie ist herzlich, er darf einige Photos von ihr machen, sie empfiehlt einen örtlichen Politiker als Landrat, und sie verabschieden sich voneinander.
„Also bis in diesem Leben oder in einem anderen."
Noch einen Gang zu Dontenwill, ehemals. Doch sie haben dort keine Luftpostumschläge. Erinnerung an eine vergangene Zeit.
Vor dem Schreibwarengeschäft sitzt eine Mutter mit Sohn. Er will ihn photographieren, sie geifert:
„Das will ich nicht. Haben Sie mich gefragt?"
„Nein, sorry. Darf ich photographieren?“
Sie antwortet:
„Jetzt nicht mehr!"
Das ist ihm in seinem Photographenleben noch nicht passiert. Da hat sich etwas verändert im Land, und es dünkt ihn, dass es sich nicht zum Guten entwickelt hat. Die Rüge der Mutter sitzt ihm so in den den Knochen, dass er es am nächsten Tag gar nicht wagt, die Leica zu zücken. Dabei war es das schönste Bild seiner ganzen Reise: zwei kleine Kinder, vielleicht ein, zwei Jahre alt, hüpfen nackt in und um den kleinen Wasserkanal beim ehemaligen Müller & Degler.
In der Buchhandlung Weiß-Schwarz stehen zwei kleine Marmortischchen, wie er auch eines in seiner Buchhandlung hatte. Präsentiert wird ein großformatiger Bildband über die Schönheit des Haselbachtals, welches einem neuen Pumpspeicherkraftwerk weichen soll. Angesprochen auf das Buch antwortet die Buchhändlerin mit gebrochener Stimme, so als hätte sie das Tal schon dem Untergang preisgegeben.
Vor dem Schlosspark wartet schon die strahlende Lörracher Maklerin Bettina Lachred. Auf ihre Frage, wer denn in diesem Schloss mal lebte, weiß er keine Antwort.
Es dauert nicht lange, da kommt auch Roberto dazu, der vor kurzem von Basel eintreffend Bad Säckingen erreichte.
„Ich brauche dringend etwas zu essen!"
Aber die Küche hatte schon geschlossen.