DEB by Dagmar Perinelli

Reise nach Bad Säckingen

15. August bis 17. August 2011

Dann halt zum Notar. Das junge Ehepaar Schwarz, Eltern von zwei Kindern, sind auch schon da. Sie freuen sich, dass die Brüder sie
ausgewählt haben.
„Frau Lachred sagte, dass Sie Wert darauf legten, dass eine Familie das Grundstück bekommt.“
„So ist es."
Frau Schwarz schwärmt von der Größe des Grundstücks.
„Da ist richtig Platz für einen Garten für die Kinder.“

Der Notarvertrag ist nach einigen Detailfragen bald unter Dach und Fach. Der junge Familienvater möchte gerne die Bestätigung im Vertrag, dass auf dem Grundstück keine Schadstoffe seien. Der Notar macht ihm aber klar, dass die Alteigentümer nur bestätigen können, dass ihres Wissens nach keine Schadstoffe dort sind.
Notar Fritz Harpbrecht macht klar, dass wegen der anhängenden Rechtsfragen der Verkauf frühestens Mitte September abgeschlossen ist. Die Brüder erlauben aber den Hauseigentümern, ab sofort über das Grundstück zu verfügen.

Für ein gemeinsames Eis reicht es dann doch nicht mehr. Das Familienleben ist eng getaktet, dass für Freizeit spontan kein Platz mehr ist. Da sind dann andere Kinder involviert, dort fehlt ein zweites Auto.
Endlich finden sie eine Wirtschaft, die Wurstsalat hat. Roberto ist gerettet. Nun kommt auch noch der Mann der Maklerin dazu. Noch denken sie, dass der Vater mit den Kindern zum Eisessen kommt. Doch bald wird klar, er kommt nicht. So gibt es noch ein gemeinsames Eis in der Eisdiele Matterhorn.

Fuchshöhle von der Rheinbrückstrasse
Fuchshöhle von der Rheinbrückstrasse

Roberto hatte bei Frau Lachred einen richtigen Stein im Brett. Sie findet immer wieder neue Anknüpfungspunkte der gemeinsamen Bekannten in Hamburg. Da kann Emilio nicht mithalten. Einmal hat er sie sogar verärgert mit seiner Bemerkung, dass es doch recht albern sei, jedes Wochenende an den Bodensee zu fahren, zu ihrem Vater. Diese Bemerkung von Emilio erzählte sie auch ihrem Mann, doch der ließ das unkommentiert. Dabei hatte Emilio zu Lebzeiten seiner Mutter auch sie jede Woche einmal besucht, allerdings nur einen Nachmittag. Es erinnerte ihn an Lehrer in Lörrach, die jede freie Minute nach Freiburg jetteten, weil sie dort halt zuhause waren. Für ihn war das ein „Nie ankommen in der Provinz“. Ein „In Lörrach wohnen, aber von New York träumen“. War das so ein Bonmot, wie jenes „Provinz ist da, wo man den Lehrer für einen Intellektuellen hält.“?

Bettinas Mann war ein großer, schlaksiger Mann, etwa in ihrem Alter. Öfters flog ein spöttisches Lächeln über sein Gesicht hat. Über Robertos Lebensgefährtin Christine ließ sich auch eine gemeinsame Geschichte der Chemiker in Freiburg, Hamburg und Basel entwickeln.
Emilio genoss sein Vanilleeis mit Fernet Branca. Bei dem Barmann war er auf Unglauben gestoßen, als er diesem versuchte klarzumachen, dass es in Apulien kein Vanilleeis gäbe. „Unmöglich“, hatte dieser ihm am Vormittag geantwortet.

Bettina und Roberto
Bettina und Roberto

Aber möglich war vieles. Das beste Hotel am Platz führte am Frühstücksbuffet keine Brötchen der besten Bäckerei am Ort.
„Doch“, wird der junge Rezeptionist vom Morgendienst auf die Kritik von Emilio auf dem Kritikzettel antworten. „Mittags bieten wir die kleinen Wasserweckchen von denen an.“ Er wird auch die Nase rümpfen über die Kritik Emilios am schlechten Kaffee.
„Schümlikaffee“, liest er süffisant laut.
„Ich wollte die Latte für Sie nicht zu hoch hängen und habe deswegen nicht italienischen Kaffee geschrieben.“
Doch Roberto schaut auf die Uhr und sagt gehetzt:
„Ich muss sofort los, mein Zug geht in fünf Minuten“.
Emilio begleitet ihn, trägt ihm seinen Einkaufsbeutel, gefüllt mit frischem Basler Brot der Bäckerei Füdlibäck.
Vor dem Bahnhof begegnen sie noch einmal der Mieterin Vosskuhl.
„Hallo, Herr Schaffel“, ruft sie ihm entgegen, doch Roberto ignoriert sie. Ist es ein letztes Mal zeigen, was er von ihr hält, oder ist es seine Anstrengung, rechtzeitig den Zug zu erreichen?

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