DEB by Dagmar Perinelli

Reise nach Bad Säckingen

15. August bis 17. August 2011

Frank, der inzwischen alle Haare gelassen hat, trifft zufällig einen Freund. Der berichtet ihm von seiner Aktion einen Tag später. Der Minigolfplatz wird pro Bahn ein Todeslicht bekommen als sein Protest gegen die Schließung, den ein Nachbar gerichtlich wegen
Lärm erwirkt hatte. Das Gericht wird also die Frage klären müssen, wie viele Minigolfabschläge ab neunzehn Uhr erlaubt sind. Bei hunderttausend ist für badische Anwohner des Flughafens Zürich-Kloten die Schmerzgrenze erreicht, sagt der Bundesverkehrsminister aus Bayern. (Frankfurt macht es demnächst mit 700 Hunderttausend).

Von der Bedienung wird Marco herzlich behandelt, und Emilio wird rührselig. Zum Dorf dazugehören, bei den Außenseitern, das hat auch was. Eine Stammkneipe fürs Herz. So mancher männliche Kurgast ist auch noch da, genießt das letzte Bier vor dem Zapfenstreich im Kurzentrum. Frank ist ein Tresor persönlicher Erinnerungen. Wer eine Landkarte Säckinger Familien erstellen will, wer die Verzweigungen sehen will, die hellen und dunklen Seiten der Macht der Kleinstadt – der findet bei Frank gefüllte Register.
Der streitbare Kämpfer für den Minigolfplatz freut sich, dass seine Frau und seine zwei Kinder vorbeikommen. Und die Kinder freuen sich auf die ungewöhnliche Begegnung, darüber, dass sie an diesem warmen Augusttag so lange aufbleiben dürfen und auf der Fußgängerstraße spielen dürfen.
„Das ist Emilio, der hat bei meinen Eltern gelernt", sagt Frank, und Erich fragt:
„Wann bist Du von Säckingen weggegangen?“
"1977."

Dann ist auch das rum. Am Morgen gibt es noch einen Cappuccino mit einem Croissant vom Füdlibäck zusammen mit Wilfried, der von Rheinfelden gekommen ist. Einen Gang durch die Stadt.
„Mir ist das hier zu puppenhausmässig. Zu geputzt. Mir gefällt das Rohe von Rheinfelden besser“, sagt Wilfried. Emilio wollte gerade ansetzen, wie gut ihm Bad Säckingen gefallen hat, wie schön die Altstadt renoviert sei, die vielen schönen Details, aber er lässt den Einwand.

Den wunderbaren Zieger aus dem Hotzenwald, den er bei Babs im Fuchsladen erstanden hat, schenkt er Wilfried. Es wäre zu schade, wenn am Flugplatz der Käse zurückbleiben müsste. Babs und ihr Mann haben eine Schatztruhe eröffnet mit wunderbaren Käsesorten aus der Region und kulinarischen Köstlichkeiten der Welt. Die große, weite Welt der Kulinarik in Bad Säckingens langsamem Essen-Laden.

Emilio genießt den schwellenfreien Eingang in die Buchhandlung Weiß-Schwarz. Das Straßenpflaster wird bis in den Laden geführt. Ein Prachtbeispiel, wie die Schwellenangst zu nehmen ist. Und im Hitregal am Eingang steht Stefan Hessels „Empört Euch“.

Dann wird es Zeit zum Aufbruch. Wilfried erklärt sich bereit, Emilio an den Badischen Bahnhof zu fahren. In Rheinfelden wird er in der Buchhandlung Diogenes noch eine Kiste für die Buchhandlung Diogenes in Grenzach-Wyhlen abgeholt. Emilio sagt der Tochter von Wilfried:
„Danke, dass Du ihm freigegeben hast“, und sie lacht, während Wilfried verwirrt fragt:
„Was habt ihr gesagt?"
Der Abschied geht am Badischen Bahnhof schnell, für Emilio zu schnell.

Ruth am Freiburger Bahnhof
Ruth am Freiburger Bahnhof

In Freiburg erwartet ihn Ruth für eine gute Stunde. In der Altstadt von Freiburg sitzen sie im schönen Café Kuckuck im Schatten der Bäume. Emilio ist so voller Eindrücke, dass er nichts zu essen braucht, einige Gläser Mineralwasser genügen. Das wunderschöne Klo des Cafes wird beim Pinkeln genossen, später zeigt ihm Ruth noch die weltberühmte Kuckucksuhr des badischen Künstlers Stefan Strumbel im Café.
Er betrachtet kurz die ausliegende Frankfurter Allgemeiner Zeitung, junge hübsche Bedienungen grüßen besonders freundlich, als er aus der Kneipe tritt, und als er mit Ruth das Gartenlokal verlässt, bleibt ein interessierter Blick einer jungen Frau an seiner Jeans hängen. In der Straßenbahn strahlt ihn freundlich eine junge Frau unter einen Kopftuch an. Und im Bordbistro des ICEs lässt er bei Cappuccino und Mineralwasser die schöne, reiche grüne Landschaft zwischen Freiburg und Baden-Baden an sich vorüberziehen. Welche Schönheit.

Und in all der jugendlichen Ryanair-Flapsigkeit im Flugzeug erkennen sich kurz vor Bari drei Badener und freuen sich auf warme Tage in Apulien.

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